,,Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
,,Das im Titel dieses Blogs erwähnte Zitat von Hermann Hesse triggert mich immer wieder an, wann immer ich es höre oder lese. Diesmal kommt es mir am 1.1.2025 in den Sinn und zwar in dem Moment, in dem mir, wie jedes Jahr zum Jahreswechsel, all die guten Vorsätze in den Sinn kommen, mit deren Hilfe ich mir zu einem besseren Ich verhelfen will. Zu den dafür notwendigen Maßnahmen gehören vor allem Verbote und Gebote. Ich verbiete mir, schon rein aus Gewohnheit, alles was Zucker enthält, meide Kohlenhydrate und Fette und trinke keinen Alkohol mehr. Gleichzeitig gehört zu dem ausgeklügelten Plan, viel Sport. Ich habe kurzfristig darüber nachgedacht, meinen inzwischen deutlich älteren Körper zu mehr Sport zu zwingen.
In diesem Jahr frage ich mich, warum ich den ganzen Aufwand betreibe? Geht es mir darum, mir selber gut zu tun oder tue ich es für andere, aber was erhoffe ich mir davon, schlank und vital zu wirken und für wen ist das überhaupt von Belang?
Meinen Erfahrungen nach, freuten sich Menschen nicht unbedingt über den Erfolg eines anderen. Anstelle von Anerkennung erfuhr ich persönlich, sogar bei engen Freunden, entweder Gleichgültigkeit oder Neid, wenn ich erfolgreich war, unabhängig davon, ob es darum ging, an Gewicht zu verlieren oder beim Sport zu gewinnen. . ,,Meine guten Vorsätze“ waren immer darauf ausgerichtet, ein besseres Image zu verschaffen. Die Reaktion anderer waren also wichtiger als meine eigene Empfindungen. Ich brauchte die positive Resonanz anderer, um zu wissen, ob ich ,,richtig“ bin. Da ich diese Bestätigung aber nicht bekam, verpufften bisher alle meine, oft sehr anstrengenden, Bemühungen, meine, jedes Jahr, neu gefassten Vorsätze und Pläne, in mein Leben zu integrieren.
Genau betrachtet, versuche ich zum Jahresanfang mit neuem Schwung, meine alten Ideen von mir selber, zu beleben, um immer wieder feststellen zu müssen, dass ich meine gesteckten Ziele nicht erreichen konnte oder die erhoffte Anerkennung dafür nicht bekam.
Die besten Erfahrungen machte ich immer mit Mittelmäßigkeit. Wenn ich nicht aus der Masse herausstechen konnte oder wollte, wurde ich zwar nicht beachtet, musste mich aber nicht mit den negativen Reaktionen anderer auf das was ich tat auseinandersetzen. Da ich mit einer gewissen Sensibilität den Bedürfnissen anderer gegenüber ausgestattet bin, reagiere ich, wie ein perfekt eingestellter Seismograph, auf Stimmungen in meiner Umgebung und darunter gelitten. Wut, Ärger, Traurigkeit, Eifersucht und Enttäuschung zu spüren und sich selber als Auslöser zu erleben, verursacht einen schwer auszuhaltenden Stress. Deswegen neige ich eher dazu, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Dafür habe ich meinen persönlichen Erfolg hinter den Bedürfnissen meiner Mitmenschen zurückgestellt und mich mit der von mir erwarteten Mittelmäßigkeit zufrieden gegeben, ohne mit diesem Leben zufrieden zu sein. Ich tat nicht das, was ich für richtig hielt und bekam nicht die Anerkennung, die ich mir selber nicht geben konnte…Was für eine blöde Situation!
Fazit: Vorsätze müssen mit Überzeugung entsprechen, um Wirkkraft zu haben. Ein Vorsatz, der darauf abzielt, andere Menschen von sich selber zu überzeugen, hat keine Wirkung für einen selber.